Spielerisch Talente gewinnen und binden
Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen im modernen Recruiting. Unternehmen müssen heute kreativ werden, um sich von der Masse abzuheben und die besten Talente anzuziehen. Hier kommt Recruitainment ins Spiel – eine innovative Methode, die Recruiting und Entertainment verbindet.
Definition: Recruitainment im HR
Recruitainment setzt sich aus den Wörtern „Recruiting“ und „Entertainment“ zusammen und beschreibt den strategischen Einsatz von spielerischen und simulativen Elementen in der Personalgewinnung, Berufsorientierung und im Employer Branding. Im Kern geht es darum, den Bewerbungsprozess unterhaltsamer und gleichzeitig aussagekräftiger zu gestalten – sowohl für Bewerber als auch für das Unternehmen.
Der Ansatz folgt einem einfachen Prinzip: statt starrer Bewerbungsformulare und klassischer Testverfahren nutzen Unternehmen Serious Games, interaktive Self-Assessments und Matching-Tools. Dadurch entsteht eine realistische Tätigkeitsvorschau, die potenzielle Kandidaten nicht nur über das Unternehmen informiert, sondern sie gleichzeitig testen kann – ohne es dabei als „Test“ zu empfinden.
Warum Recruitainment heute so relevant ist
Die Zielgruppe hat sich verändert. Besonders junge Talente, Digital Natives und die Generation Z lassen sich mit traditionellen Recruiting-Methoden zunehmend schwerer erreichen. Sie erwarten mehr: authentische Einblicke, Transparenz über den Arbeitsalltag und vor allem eine positive Candidate Experience von Anfang an.
Recruitainment spricht genau diese Erwartung an. Es macht die Unternehmenskultur, Arbeitsabläufe und Anforderungen erlebbar – auf spielerische Art und Weise. Das steigert nicht nur die Attraktivität des Unternehmens, sondern verbessert auch die Selbstselektion von Bewerbern. Sie können selbst besser einschätzen, ob sie wirklich zum Unternehmen passen.
Praktische Anwendung: Welche Formen gibt es?
Recruitainment lässt sich in verschiedene Formate unterteilen:
1. Matching-Tools und Self-Assessment Games
Kandidaten beantworten Fragen oder lösen spielerische Aufgaben, um herauszufinden, welche Rolle oder Ausbildung zu ihnen passt. Diese Tools helfen bei der Berufsorientierung und liefern beiden Seiten wertvolle Informationen.
2. Gamified Assessments
Klassische Auswahlverfahren werden mit Spielelementen angereichert – etwa durch Punkte, Levels oder visuelle Feedback-Mechanismen. Das macht den Test ansprechender, ohne seine Aussagekraft zu beeinträchtigen. Forschungen zeigen: Kandidaten nehmen gamifizierte Tests als moderner, fairer und jobrelationierter wahr als traditionelle Verfahren.
3. Recruiting Games
Vollständige Spiele oder Simulationen, die typische Arbeitssituationen nachbilden. Ein prominentes Beispiel: SIEMENS‘ „PlantVille“, eine Anlagensimulation, in der Technik-Interessierte spielerisch mit dem Unternehmen in Kontakt kamen – mit großem Erfolg für Employer Branding und Talentgewinnung.
4. Events mit Interaktionselementen
Hybrid-Formate, die Recruiting-Events mit spielerischen Challenges kombinieren. Diese schaffen intensive Kontaktpunkte und bleiben Kandidaten länger in Erinnerung.
Vorteile von Recruitainment
Für Unternehmen:
- Höhere Qualität der Bewerbungen: Kandidaten wählen potenzielle Arbeitgeber besser aus, was zu weniger ungeeigneten Bewerbungen führt.
- Besseres Employer Branding: Recruitainment wird als innovativ und transparent wahrgenommen und erzeugt einen positiven Eindruck – speziell in sozialen Netzwerken.
- Akzeptanz der Auswahlentscheidung: Wenn Bewerber das Verfahren als fair und spaßig empfinden, akzeptieren sie Absagen besser.
- Differenzierung vom Wettbewerb: In einem umkämpften Talentmarkt sticht Recruitainment heraus und positioniert dich als zukunftsorientierter Arbeitgeber.
Für Kandidaten:
- Bessere Berufsorientierung: Spiele vermitteln realistische Eindrücke von Tätigkeiten und Anforderungen.
- Positive Candidate Experience: Der Bewerbungsprozess wird zu einem Highlight statt zu einer Pflichtübung.
- Zeitliche Flexibilität: Online-Games können in Ruhe absolviert werden – unabhängig von Ort und Zeit.
- Authentische Einblicke: Kandidaten erleben Unternehmenskultur und Arbeitsabläufe hautnah.
Best Practices: So funktioniert’s
1. Klarer Jobbezug
Die spielerischen Elemente müssen einen echten Bezug zur Tätigkeit haben. Ein Game, das nur unterhaltsam ist, aber nichts mit dem Job zu tun hat, verfehlt den Zweck. Gamifizierte Assessments schneiden hier deutlich besser ab als reine Games, weil sie direkt auf die Anforderungen der Stelle abzielen.
2. Realistische Szenarien
Nutze Recruitainment, um realistische Situationen zu simulieren – von Kundenkommunikation bis zu technischen Herausforderungen. Das gibt Kandidaten einen authentischen Eindruck und testet gleichzeitig ihre Fähigkeiten.
3. Feedback und Transparenz
Gib Kandidaten während und nach dem Spiel kontinuierliches Feedback. So wissen sie, wo sie stehen, und erleben das Verfahren als fair und informativ.
4. Social-Media-Integration
Ermutige Kandidaten, ihre Ergebnisse zu teilen. Rankings oder Abzeichen erzeugen virale Effekte, bauen Dopamin (Glückshormon) auf und vergrößern die Reichweite deiner Recruiting-Kampagne.
5. Messung und Analyse
Nicht vergessen: Erfolg muss messbar sein. Verfolge Zugriffe, Durchspielrate und – wichtig – echte Outcomes wie Ausbildungsabbruchquoten oder Akzeptanzraten. So weißt du, ob Recruitainment tatsächlich den gewünschten Effekt hat.
Erfolgsfaktoren und Herausforderungen
Was funktioniert:
Forschungen zeigen, dass Recruiting Games tatsächlich wirken. Eine aktuelle Studie der Hamburger Fern-Hochschule zu den EDEKA Einstiegs-Checks bestätigte, dass Recruitainment bei der Berufswahl unterstützt, die Akzeptanz erhöht und die Arbeitgebermarke verbessert – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Gaming-Erfahrung.
Worauf du achten solltest:
- Nicht zu verspielt: Die Balance zwischen Spaß und Substanz ist entscheidend. Ein Game darf unterhaltsam sein, sollte aber nicht als pure Beschäftigung wirken.
- Mobile und User Experience: Viele Kandidaten nutzen Smartphones. Stelle sicher, dass dein Recruitainment-Tool benutzerfreundlich und auf allen Geräten funktioniert.
- Datenschutz: Transparent kommunizieren, wie Daten verwendet werden.
Tools und Plattformen
Es gibt spezialisierte Anbieter, die dich bei der Umsetzung unterstützen.
Unternehmen nutzen häufig:
- Spezialisierte Recruiting-Game-Plattformen (z. B. CYQUEST für Serious Games und Matching-Tools)
- Assessment-Center-Software mit Gamification-Features
- Self-Assessment-Tools auf der eigenen Karriereseite
- Event-Management-Plattformen für hybride Formate
Fazit: Zukunft des Recruiting
Recruitainment ist nicht nur ein Marketing-Gimmick – es ist ein strategisches Tool, um in einem angespannten Talentmarkt die besten Kandidaten zu gewinnen und gleichzeitig eine starke Arbeitgebermarke aufzubauen.
Der Schlüssel liegt darin, es richtig zu machen: authentisch und messbar. Wenn du Recruitainment sinnvoll einsetzt, profitierst du von höherer Bewerbungsqualität, besserer Candidate Experience und einem innovativen Ruf – und das zahlt sich langfristig aus.



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